Hey,ich bin neu im Forum, war schon im alten mit dabei und lese hier immer wieder mit. Hier meine Rezension zu den Megahits und der Megashow. Sorry, wenn ich so ausführlich bin, aber ich schreibe leidenschaftlich gerne Kritiken...
Mit den „Megahits“ haben wir zum zweiten Mal (zumindest offiziell, es gab noch ein paar andere Sampler) eine Zusammenstellung von Dieters Produktionen vorlegen sowie Neues und Altes von Modern Talking. Einen Tag nach Veröffentlichung der CD wurde auch die offizielle Show mit Dieter Bohlen auf RTL ausgestrahlt.
CD 1 spannt vor allem einen Bogen um Dieters Produktionen seit dem Jahre 2003.
Ausnahmen bilden hier die Klassiker aus den 80ern- „You're my heart, you're my soul“ sowie „Midnight lady“ von Chris Norman. Wahrscheinlich hat dies den Hintergrund, dass man alle Nr. Hits auf dem Sampler vereinen wollte. Damit ist „You're my heart, you're my soul“ als Einzeltitel 4x (!!!) auf den 3 CDs vertreten, zur Einleitung gibt es allerdings tatsächlich kaum einen besseren Titel als den Modern Talking-Song schlechthin.
Ein Nr. 1-Hit ist übrigens nicht in seiner originalen Fassung vorhanden- „Für dich“, im Original von Yvonne Catterfeld, ist hier nur in der 2017-Version von Juliette Schoppmann enthalten. Musikalisch sind beide Versionen zu 100 Prozent identisch, man hat einfach nur das alte Playback-Instrumental genommen. Allerdings bevorzuge ich die Version mit Yvonne, weil ihre Stimme meiner Meinung nach besser zu dem Titel passt, auch wenn Juliette hervorragend singt. Leider ist diese hier nicht enthalten, da sonst nur 3 Versionen von „You're my heart...“ zu hören gewesen wären. Ansonsten haben wir neben den vielen Nr. 1 Hits von Alexander Klaws, Mark Medlock und vielen anderen DSDS-Sternchen auch von Andrea Berg und Vanessa Mai zwei sehr schöne Schlagerproduktionen dabei („Ich werde lächeln, wenn du gehst“, „Für dich“), die zwar als Songs an sich keine Nr. 1 Hits waren, dafür deren Alben. Konsequent wäre es vielleicht gewesen, Produktionen von Dieter aus diesem Genre zu ergänzen- Semino Rossi, Fantasy, DJ Ötzi... Naja, mit 22 Songs war wohl kein Spielraum mehr. „We have a dream“ hätte aber auch einmal gereicht, und hier gab es auf dem dazugehörigen DSDS United-Album eine ganze Reihe von besseren Liedern. Allerdings ist dies die Nr. 1 Single, den auch Alexander, Pietro, Prince Damien und Juliette neu besungen haben. Zumindest die einzelnen Passagen in den Strophen und im ersten Durchlauf, der Rest ist wie bei „Für dich“ komplett identisch, sogar der selbe Chor, geändert wurde hier nix. Auffallend ist, dass Pietro weitaus weniger Passagen als die anderen Sänger haben, ob das an der Qualität seiner Stimme liegt, die immer etwas umstritten war? Der Rapper und ehemalige DSDS-Juror Kay One hat sich „Brother Louie“ geschnappt und es verwurstet. Sicher, der eine oder andere mag Freude an diesem German-Hip-Hop-Cover haben, und produktionstechnisch ist der Song gar nicht schlecht geworden. Sein Rap- und Sprachstil sind aber das, was mir abgehen. Überraschend ist auch eine neue Version von „My bed is too big“ von Blue System, Dieters Soloprojekt enthalten. Hier hat man ähnlich wie bei den Modern Talking-Song das Original mit neuen Beats, Bässe und einigen zusätzlichen Sounds aufgepeppt. Geht an sich in Ordnung, wenn auch nichts Besonderes. Gut möglich, dass Dieter den ersten Teil der zweiten Strophe neu eingesungen hatte, eventuell, weil es produktionstechnische Hintergründe hat, damit der Remix nicht holprig klingt. Oder es war ein Gag. Erfahren werden wir es wohl nie.
Auf
CD 2 haben wir das „neue“ Modern Talking Album vorliegen namens „Back for gold“. In meinen Augen ist die Bezeichnung des „neuen Albums“ und dessen Titel maßlos übertrieben und eine Frechheit. Wir haben hier ingesamt magere 6 Remixe von den 5 Nr. Einsen und „Geronimo's cadillac“ vorliegen sowie 3 verschiedene Versionen des Pop Titan Megamixes, die nicht viel besser produziert worden sind wie der 30th Anniversary Megamix beim „30“ Sampler von Modern Talking. Wenn wir uns zurück erinnern, hatte das „Back for good“ Album satte 18 Tracks. Und überhaupt: Wieso hat sich der „Pop Titan“ nicht mal anderen Songs als immer nur den Klassikern angenommen? Was ist denn mit „Charlene“, „With a little love“, „Locomotion Tango“ und „Lonely tears in Chinatown“ aus den 80ern? Oder mit den anderen Singles „Jet Airliner“ und „In 100 years“? Ganz geschweige von den Songs aus der zweiten Ära wie „Sexy sexy lover“, „You are not alone“ sowie weiteren Singles und Albumtracks? Dann kommt natürlich der überaus dankbare Bohlenfan um die Ecke und sagt: Hör mal auf dich zu beschweren, sei doch froh, dass Dieter überhaupt mal wieder was für Modern Talking gemacht hat. Dass er selber Hand angelegt hat. Tja, ob das so stimmt, lassen wir jetzt mal so stehen. Kann ja gut sein.
Wollen wir mal zu den Remixes kommen- die sind allesamt recht solide geworden, aber die 98er Remixe werden nicht getoppt. Bei den neuen Versionen hat man meistens probiert, Sounds der 80er mit modernen, trendigen Tönen aus dem House- und Electrogenre zu kombinieren. Mal ist das mehr, mal weniger gelungen. Bis auf „Brother Louie“ und „Cheri cheri lady“ können mich die neuen Versionen überzeugen, die genannten zwei sind zwar hörbar, aber keine Highlights. Meiner Meinung nach hat man sich hier auch am wenigsten Mühe gegeben, das Original und deren Sounds ist noch sehr stark im Vordergrund zu hören.
Wie damals bei „Back for good“ hat man die Originalversionen mit neuen Beats, Basslines, Vocalspielereien und zusätzlichen Soundeffekten überlagert, bloß sind die neuen Remixe ingesamt leicht langsamer, was ja momentan auch im Trend liegt. Auch die Zwischenspiele wurden komplett überarbeitet und klingen gut. Aber bei „30“ hat man doch auch die Originalvocals ohne jegliches Playback benutzt, wieso war das hier nicht möglich? Dann hätten wir auch nicht die holprigen Überlagerungen zwischen der alten und der neuen Bassdrum, die z.B. bei „You're my heart, you're my soul“ sehr deutlich werden, genauso wie das wahrscheinlich unabsichtlich verrutsche „Shining“. Dass das niemanden aufgefallen ist, zeigt, dass die Produktion hier schnell von statten gegangen ist, da wohl niemand Zeit hatte, sich das Ganze nochmals durchzuhören, um solche „Fehler“ zu vermeiden. Darf und sollte eigentlich nicht bei so einer groß beworbenen Produktion passieren. Bei „Atlantis is calling“ fehlen komplett die Strophen, eher hat man sich an einen modernen Electro-Remake versucht, oftmals treten hier aber bis auf ein einziges Mal nur die hohen Chöre des Refrains auf. Ist zumindest ingesamt mal was anderes und klingt recht modern, das Prinzip erinnert mich an Songs wie „Try the impossible“ (Blue System).
Wieso man allerdings bei „Brother Louie“ und „You can win if you want“ die Strophen halbiert hat- und das auch noch mit Schnittfehlern- anstatt sie gleich ganz wegzulassen wie bei „Atlantis is calling“, ist mir ein Rätsel. Wieso geht man mit den Klassikern so um? Schade, da gerade „You can win if you want“ sehr gelungen klingt, durch das Saxophon und dem öfters eingestreutem Sample der hohen Chöre.
Die Megamixes beginnen jeweils mit dem größenwahnsinnigen „Superhero“ Intro, bevor verschiedene Songs zusammen geschnitten worden sind, teilweise wurden Samples aus einzelnen Songs benutzt. Qualiquativ ist der Megamix nicht vergleichbar mit dem Nr. 1-Medley, dem Space Mix oder dem Megamix 2000. Die Übergänge zwischen den einzelnen Songs sind größtenteils ohne irgendwelche Effekte z.B. Hall (und das ist keine große Arbeit!) und lieblos produziert. Auf „Geronimo's cadillac“ wurde verzichtet, wahrscheinlich deshalb, da es kein Nr. 1 Hit, sondern „nur“ auf der #3 war. Ich habe mir inzwischen aus 2 Megamix-Versionen und den Remixen meinen eigenen Megamix gebastelt. Hier wäre auch möglich gewesen, ähnlich wie beim Space Mix andere Songs mit ins Boot zu nehmen, die nicht als Einzeltitel produziert worden sind. Aber dafür blieb wohl keine Zeit.
Außerdem bietet die CD noch 3 Bonustracks, die allerdings auch auf CD 3 gepasst hätten.
Aber so sieht's immerhin für die Allgemeinheit nach einem neuen Album aus, der Hardcore-Fan hat diese Tracks ja bereits. Genauso wie die originalen Nr.1 Hit-Versionen, die hier auch allesamt vertreten sind, zum hundertsten Male. Braucht eigentlich kein Mensch mehr, dient aber wohl der Vollständigkeit.
CD 3 bietet im Deluxe-Pack noch sämtliche alternative und längere Versionen von Modern Talking Hits. An sich gibt’s da wenig zu meckern, aber mit 55 Minuten wäre hier noch Platz für „Ready for the victory“, „Last exit to Brooklyn“ und „China in her eyes“ gewesen, die man komplett weg gelassen hat. Wieso auch immer. Wenigstens wurde Eric Singleton nicht ignoriert, und das meine ich ausnahmsweise nicht sarkastisch, da ich die Rapversionen geliebt habe.
An sich also nett, hat der Hardliner natürlich aber auch alles.
Fazit: Der Rundumschlag der CD 1 ist ganz gut gelungen, allerdings wäre mal ein Box-Set von Dieters Produktionen aus den 80ern bis heute meiner Meinung wünschenswert.
CD 3 bietet dem Fan nochmal sämtliche Remixe von Modern Talking, wenn auch nicht vollständig.
CD 2 bietet größtenteils recht gelungene Remixe , auch wenn die neuen Versionen größtenteils eher nach den 80ern als nach 2017 klingen und man hier die Strophen kürzt sowie Fehler beim Mastern und Remixen nicht ausspart. Trotzde muss ich zugeben: Je öfter ich die Remixe höre, desto besser gefallen sie mir.
Die Megamixes geben nicht viel her, da schlecht geschnitten, und sonst gibt’s hier viele Bonustracks und Originalversionen,die jeder schon hat.
Den Bohlen-Einsteigern empfehle ich noch den „Greatest Hits“-Sampler aus dem Jahre 2002, der von den 80ern bis in die frühen 00er einen guten Überblick bietet. Hier hat damals Dieter wenigstens noch ein paar Worte an die Fans gerichtet. Scheint wohl heute nicht mehr nötig, weder im Booklet noch in der Show. Verlangt man da als langjähriger Fan und Käufer von dutzenden CDs zuviel?
Wieso die 3er Box ein dünneres Booklet mit teilweise anderen Informationen (nur in der CD-Hülle wie bei „Future Trance“-CDs) als im 2er-CD-Set hat, ist mir auch ein Rätsel.
Insgesamt ist dieser Sampler also ganz nett geworden, aber wer hier auf Vollständigkeit und Detailverliebtheit hofft, liegt hier falsch. Man merkt der Produktion an, dass sie schnell entstehen „musste“. Wer kreativ ist wie ich, erstellt sich seine eigene Remixcompilation, z.B. aus „30“ und „Back for gold“...
Zur Bohlen-Show sei noch gesagt: Fand ich teilweise ganz unterhaltsam. Auch sehr schön, dass man nicht nur an Berg, Mai und die ganzen DSDS-Gewinner gedacht hat, sondern sich auch daran erinnerte, wen Dieter schon vorher alles produziert hat (Errol Brown, Al Pacino, Roy Black...) Dass Nino De Angelo und Bonnie Tyler vorbei schauten, war auch schön.
Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, dass Bohlen seine Gäste nicht zu Wort kommen lassen wollte, wichtig war ihm, selbst zu erzählen. Klar ist es seine Show, aber die Gäste saßen größtenteils sehr unbeteiligt auf dem Sofa und ihre Anekdoten wären auch sehr interessant gewesen. Als Produzent und Komponisten schätze ich ihn nach wie vor, aber sein selbstverliebtes und teilweise lustloses Auftreten hat mir gestern mal wieder die Augen geöffnet, dass der Erfolg von DSDS und dem Supertalent für seinen Charakter nicht von positiver Bedeutung gewesen ist. Bei mehreren Künstlern wie z.B. Beatrice Egli konnte er sich nicht mal daran erinnern, in welchem Jahr sie zusammen gearbeitet haben.
Dass Blue System nur am Rande erwähnt worden ist, wundert mich nicht. Dieter hat um sein Soloprojekt bereits in den letzten Jahren immer einen großen Bogen gemacht, wieso auch immer (wegen den Systems In Blue).
Wie sagte er mal sinngemäß über „Dr. Mabuse“ bei DSDS? „Es gibt Songs, auf die man nicht stolz ist...“
