MW37 hat geschrieben: ↑Fr 11. Mär 2022, 20:24
DietmarKohlen hat geschrieben: ↑Di 10. Aug 2021, 08:30
Ja, richtig erklärt. Ich habe mich da leider nicht eindeutig genug ausgedrückt.
Meine Aussagen beziehen sich natürlich auf das Urheberrecht (Text, Komposition), welches Dieter immer für sich allein beansprucht obwohl andere an der Songentstehung mitwirken. Eine der wenigen Ausnahmen ist da z.B. "Do you wanna" (als Texterin wird bekanntlich Mary S. Applegate angegeben).
Natürlich ist es in der Musikindustrie ein üblicher Vorgang, dass man Texte und Kompositionen von anderen abkauft und als sein eigenes Werk vermarktet. Aber Dieter treibt es auf die Spitze. Er feiert sich seit eh und je in der Öffentlichkeit als Poptitan obwohl man seinen tatsächlichen Arbeitsanteil an den Produktionen kritisch hinterfragen muss, sobald man sich näher mit der Materie beschäftigt.
Nein, ich bin kein Bohlen-Hasser. Ich bin dankbar für die vielen tollen Songs und höre sie gerne, egal welchen Anteil er auch immer daran haben mag. Aber wie viele andere auch finde ich Dieters Verhalten moralisch sehr verwerflich.
Hi Dietmar,
meinst du wirklich, dass es so war? Wer hat denn noch an den Songs mitgeschrieben, außer Geff Harrison, den er aber mal ausbezahlt hat, und nicht angegeben wurde? Gut, Leroy Skeete noch für die beiden Klaviermelodien, auch wenn das einfach nicht üblich war damals, also, Studiomusiker, die sich im Studio Intros haben einfallen lassen, als Urheber anzugeben (Quelle: Peter Weihe, bei dem ich studiert habe). In diesem einen Musikermagazin-Artikel von 2009, in dem ein anonym bleibender Mitarbeiter aus Dieters Team von damals interviewt wurde, sagte er, dass alle Kompositionen und Texte klar Dieter zugeschrieben werden müssen, festgehalten durch seine berühmten Demo-Kassetten. Luis hat das hier im Forum bestätigt, und Thomas Anders auch mal.
Das Arrangement darfst du damit natürlich nicht verwechseln! Das gehört nicht zum Urheberrecht.
Und dann beantworte mir mal folgende Frage: WARUM um alles in der Welt sollte jemand FREIWILLIG Dieter diese absoluten Mega-Songs verkaufen? Glaubst du ernsthaft, dass jemand freiwillig auf so viel Geld verzichtet, bei diesen unfassbaren Melodien (bei den Hits)? Insofern habe ich doch an deinen Aussagen erhebliche Zweifel. Dieter war in erster Linie Komponist und hat angeblich jeden Tag 3 Songs geschrieben. Da kommt dann schon der eine oder andere Hit bei raus. Talent + Fleiß
Hi, ich versuche mal die Dinge mit meinem heutigen Kenntnisstand zu erörtern.
Was die Texte betrifft ist es ja erwiesen, dass Dieter dabei Hilfe in Anspruch genommen hat (Geff Harrison) oder Texte im Auftrag geschrieben und/oder zugekauft wurden (Applegate). Ich kann mir auch vorstellen, dass "Ghostwriter" engagiert wurden, die Texte gegen ein Honorar geschrieben oder ergänzt und im Gegenzug auf die Nennung des Namens verzichtet haben. Aber wie gesagt, so etwas in der Musikindustrie ein üblicher Vorgang.
Ist eigentlich bekannt, dass Dieters erste Ehefrau, Erika Sauerland, auf ausgewählten Veröffentlichungen von "YMHYMS" unter dem Pseudonym "Eric Styx" als Texterin angegeben ist ? Sie war damals tatsächlich als Songwriterin tätig, hat u.a. auch beim Steve Benson Titel "Don't throw my love away" mitgewirkt...

Ob sie bei späteren Produktionen auch noch mitgewirkt hat lässt sich nur vermuten. Vielleicht kann man ihr auch die deutschen Interpretationen diverser MT und CC Titel zuschreiben. Jedenfalls hat sie auch „Endstation Sehnsucht“ für Thomas Anders geschrieben.
Aber zurück zu Bohlen:
Dass Dieters Englischkenntnisse nicht gerade überragend sind kann jeder bezeugen, der mal "das Supertalent" geschaut hat. Mit solchen Fähigkeiten, die ich persönlich als "Schulenglisch" bezeichnen würde, schreibt man meiner Meinung nach keine Welthits. Jedenfalls nicht im Alleingang
Schaut man sich die Songtexte an stellt man schnell fest, dass es insgesamt starke Schwankungen in der Qualität gibt.
Meine persönliche Tendenz geht dahin Dieter jene Texte zuzuordnen, die dem "you/true/cool/school/fool/golden rule/feeling blue" Reime-Schema folgen und irgendwie keinen richtigen Sinn ergeben. Gerade "golden rule" kommt sehr häufig vor und wird auch bei CC Catch und Blue System verwendet.
Hier mal ein Beispiel von den Gegensätzen:
Erste Strophe von "Lady of my heart", zweites Album von MT. Es wirkt wie sinnlos zusammgefügt:
You are my teacher, I come to school
I love you, baby
Sometimes I'm right and then a fool
Oh, be my lady
It's not a game I play with you
Darling, I know
'Cause I know the golden rule
In "YCWIYW" wird dagegen eine Geschichte erzählt und es kommt ganz ohne "you/true/fool..." aus:
You packed your things in a carpetbag
Left and never looking back
Rings on your fingers, paint on your toes
Music wherever you go
You don't fit in a small town world
But I feel you're the girl for me
Rings on your fingers, paint on your toes
You're leaving town where nobody knows
(der Vollständigkeit halber soll nicht unerwähnt bleiben, dass bei YCWIYW bekanntlich Geff Harrison involviert war)
Und was die Produktion der Arrangements betrifft habe ich da meine eigene Vermutung über den Ablauf.
Ein Ankauf von Kompositionen hat sicherlich nicht stattgefunden. Darauf wollte ich gar nicht hinaus und so etwas wollte ich auch nicht als Gerücht in den Umlauf bringen.
Aber andere haben sehr viel Arbeit und vor allem Innovationen in Modern Talking einfließen lassen ohne erwähnt zu werden. Das wollte ich damit sagen.
Ralf Stemmann zum Beispiel war gelernter Klavierspieler, Keyboarder und Synthesizer-Programmierer. Der wusste welche Akkorde und Melodien sich gut anhören. Luis Rodriguez ist mit der Tontechnik bestens vertraut und war für den fetten aber gleichzeitig sehr warm klingenden Sound verantwortlich und hat ebenfalls eine Menge know-how eingebracht. Wir alle wissen um deren Verdienste.
Da haben sich im Hintergrund eben die richtigen Menschen zusammengefunden.
Ausgehend von den Demo-Aufnahmen bei YouTube muss man also davon ausgehen, dass Bohlen im Studio eine eher untergeordnete Rolle eingenommen hat.
Im groben stelle ich mir den typischen Ablauf so vor:
1. Dieter hat eine grobe Idee zu einem Song und nimmt eine Demo ohne richtigen Text auf (siehe diverse Videos auf YouTube)
2. Dieter spielt die Demo dem Team im Studio vor und sagt „so ungefähr soll es klingen“
3. und 4. Luis Rodriguez, Ralf Stemmann usw. erarbeiten ein Arrangement, eventuell werden Songwriter engagiert um einen Text zu erstellen (oder umgekehrt - erst der Text, dann das Arrangement)
5. Aufnahme der Vocals (Thomas Anders etc.)
6. Der Song wird perfekt ausgearbeitet, dann gemastert und ist fertig
7. Song wird veröffentlicht (Album/Single)
8. Dieter hält alle Rechte, da er die Grundidee zum Song geliefert hat und es sein geistiges Eigentum ist und bekommt am meisten Geld
9. Ab 1986 wird Luis Rodriguez immerhin als Co-Produzent angegeben
Ich vergleiche es gerne mit einem Gemälde. Stell dir vor du bist ein schlechter Maler und machst mit dem Bleistift eine grobe Skizze. Andere Maler helfen dir anschließend dieses Gemälde zu vervollständigen und es wird wertvoll. Das Gemälde wird im Museum ausgestellt und du allein bekommst dafür die Anerkennung. Modern Talking war im Prinzip nichts anderes
Das von dir angesprochene Talent von Bohlen gipfelte insbesondere nach dem Ende von Modern Talking (1987) darin, dass er sich von diversen Titeln aus den Charts inspirieren ließ und teilweise dreiste Ähnlichkeiten zu anderen Songs entstanden sind. Das ging zu Blue System Zeiten los, setzte sich über das Comeback von Modern Talking fort und zog sich hin bis zu den bekannten DSDS Siegertiteln. Ein sehr fragwürdiges Vorgehen, aber manchmal auch sehr erfolgreich. Dieter Bohlen wird immer eine umstrittene Person bleiben.